Der Winter macht sich im Elektroauto besonders schnell bemerkbar. Der Akku gibt bei niedrigen Temperaturen weniger Strom frei, und die Heizung zehrt zusätzlich am Energievorrat. Kommen dann noch Extras wie eine Lenkrad- oder Sitzheizung dazu, entsteht schnell ein merklicher Reichweitenverlust. Eine Wärmepumpe an Bord des E-Autos nimmt dem Besitzer diese Sorgen ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Die verbaute Heizung in jedem Elektroauto muss viel Strom aus dem Akku ziehen, um den Innenraum auf Temperatur zu bringen
- Im Winter ist der Akku eines Elektroautos geschwächt und kann weniger Leistung zur Verfügung stellen. Die Heizung verringert die Reichweite des Fahrzeugs zusätzlich
- Die Wärmepumpe entzieht der Außenluft Wärme durch einen Wärmetauscher und gibt diese über einen Kältemittelkreislauf mit einem Ventilator in den Innenraum ab
- Mit einer Wärmepumpe an Bord sparen Fahrer von Elektroautos zwischen zehn und zwanzig Prozent Akkuleistung im Winter ein
- Je niedriger die Außentemperatur, desto schwieriger hat es jedoch die Wärmepumpe im Elektroauto. Sie ist demnach mal mehr, mal weniger effizient
Der Stromverbrauch der konventionellen Heizung im Elektroauto
Der Wintereinbruch mit Temperaturen bis -10 Grad Celsius lässt auch in diesem Jahr nicht mehr lange auf sich warten. Schnee und Eis bringen Herausforderungen für alle Autofahrer. Gerade der ein oder andere Fahrer eines Elektroautos fragt sich da: wie lange bleibt es in meinem Auto warm, wenn ich im Stau stehe oder liegenbleibe?
Ohne eine Wärmepumpe gibt es eine Faustregel für den Strombedarf der Heizung im Elektroauto: Heizen verbraucht pro zehn Grad Temperaturunterschied etwa ein Kilowatt Heizleistung. Wenn Sie bei -5 Grad im Stau stehen, den Innenraum aber auf 20 Grad temperieren möchten, müssen Sie etwa mit 2,5 kWh Stromverbrauch pro Stunde rechnen. In einem modernen Fahrzeug mit Batteriekapazität von 60 kWh halten Sie es also auch bei hoher Innenraumtemperatur lange aus.
Auch im Winter ist es für ein Elektrofahrzeug also kein Problem, wenn dieses eine Weile im Stau steht. Die bessere und umweltfreundlichere Lösung ist jedoch die Wärmepumpe, sowohl in Gebäuden als auch Autos.
So funktioniert die Wärmepumpe im Elektroauto
Verglichen mit herkömmlichen Autoheizungen benötigt die Wärmepumpe einen sehr geringen Teil an Strom. Vergleichbar ist die Funktionsweise der Auto-Wärmepumpe mit der eines herkömmlichen Systems in Gebäuden. Die eingesetzten Aggregate entziehen der Umgebungsluft Wärme oder Kühle, welche dann einem Heizkreislauf zugeführt wird.
In diesem Heizkreislauf befindet sich ein Kältemittel, welches je nach Jahreszeit erwärmt oder gekühlt und dann mittels eines Wärmetauschers in warme oder kalte Luft umgewandelt wird. Durch einen Ventilator gelangt diese Luft dann ins Wageninnere und sorgt für das eingestellte Klima.
Schon gewusst: In Ihrem Haus lohnt sich die Wärmepumpe oft auch dann, wenn Sie eine moderne Öl- oder Gasheizung besitzen. Wie die Hybridheizung genau funktioniert, lesen Sie hier.
Vor- und Nachteile der Wärmepumpe im Elektroauto
Wenn Sie ein Elektrofahrzeug anschaffen möchten, dann sprechen viele Argumente für eine integrierte Wärmepumpe:
- Reichweite des Fahrzeugs wird um bis zu 20 Prozent vergrößert
- Bis zu fünfmal geringerer Energieverbrauch für die gleiche Heizleistung
- Effiziente und umweltfreundliche Kälte- und Wärmeregulierung
- Kürzere Ladevorgänge an Schnellladestationen nötig
- Höherer Wiederverkaufswert des gebrauchten Fahrzeugs
Auf der anderen Seite stehen jedoch auch einige Punkte, die gegen die Wärmepumpe sprechen können:
- Wärmepumpe oftmals teure Sonderausstattung (zwischen 900 und 1.500 Euro Aufpreis
- Nicht alle Wärmepumpen arbeiten effizient und bringen die gewünschten Ergebnisse
- In Wärmepumpen werden teils hochentzündliche Kältemittel verwendet
- Bei sehr kalten Temperaturen kann die Leistung der Wärmepumpe an ihre Grenzen kommen
- Die Wärmepumpe sorgt für einen höheren Geräuschpegel, hörbar als leichtes Brummen
Vorteil: Bei vielen Herstellern können Sie die Wärmepumpe auch im Nachhinein in anerkannten Werkstätten nachrüsten lassen. Nicht zu unterschätzen ist auch hier der Preis: zwischen 1.500 und 3.000 Euro kostet die Wärmepumpe, je nach Arbeitszeit und Hersteller.
Für wen lohnt sich eine Wärmepumpe im E-Auto?
Hierfür eine kleine Rechnung: Geht man von einem Anschaffungspreis von 1.000 Euro aus, dauert es bei geschätzter Stromersparnis von zehn Prozent etwa 100.000 Kilometer, bis sich die Anschaffung amortisiert hat. Das bezieht sich jedoch auf die reinen Investitionskosten und die Ersparnis an Strom.
Auch nicht zu unterschätzen ist die Steigerung an Komfort, da weniger Ladestopps nötig sind und viel Zeit gespart werden kann. In Zukunft möchte der ADAC die Auswirkungen der Wärmepumpe auf die Leistung von E-Fahrzeugen genauer untersuchen. Was sich bereits sagen lässt: nicht für jeden Fahrtyp lohnt sich die Anschaffung eines Autos mit Wärmepumpe.
Wenn Sie in einem Gebiet mit mäßigen Wintern leben, hauptsächlich Kurzstrecke fahren und über einen temperierten Stellplatz für das Auto verfügen, lohnt sich die Wärmepumpe wahrscheinlich nicht. Legen Sie dagegen oft Langstrecken zurück und parken Ihr Auto in der Kälte, lohnt sich die Wärmepumpe - auch wenn es am Ende eventuell nur 20 Kilometer pro Ladung sind. Nicht vergessen: der höhere Gebrauchtwagenwert, von dem Sie am Ende profitieren.
Elektroauto im Winter: Allgemeine Tipps zur Sicherheit
Der Winter ist eine Belastungsprobe für jedes Auto, auch einem Verbrenner setzen kalte Temperaturen zu. Dennoch sind elektrische Fahrzeuge hier gesondert zu behandeln. Deutschlands größter Automobilclub ADAC gibt Tipps, wie Sie als Fahrer eines E-Autos auch bei kalten Temperaturen gut durch den Winter kommen:
- Auf Umluftbetrieb arbeitet die Innenraumheizung schneller und benötigt weniger Strom
- Stellen Sie die Innenraumheizung niedriger ein und nutzen Sie stattdessen die Sitz- oder Lenkradheizung
- Parken Sie in einer Garage, um das vollständige Auskühlen des Akkus zu vermeiden
- Türen und Fenster des Autos nicht länger offen halten, als es wirklich notwendig ist
- Heizen Sie das Fahrzeug bereits dann, wenn es noch am Stromnetz angeschlossen ist. So muss kein Strom aus dem Akku zum Erwärmen von Batterie und Innenraum genutzt werden
- Nutzen Sie falls vorhanden einen „Eco“-Fahrmodus, das spart Energie und verhindert bei glatten Straßen, dass die Räder durchdrehen
- Bei Kälte ist durch niedrigere Remuneration mit einem anderen Bremsverhalten zu rechnen, stellen Sie sich darauf ein
- Kurze Fahrten mit Standzeiten, etwa zum nahegelegenen Bäcker, sollten vermieden werden, da diese die Batterie unnötig belasten
Tipp: Hier erfahren Sie, wie Sie die Klimaanlage in Ihrem Auto schnell und unkompliziert reinigen können.