Glaubt man den Schätzungen, dann gibt es noch heute rund zwei Millionen Fachwerkhäuser in Deutschland – viele davon unrestauriert. Die Sanierung eines Fachwerkhauses bringt durch den Denkmalschutz und Gegebenheiten fernab der Norm große Herausforderungen für die Bauherren mit. Bei der Heizungsanlage stellt sich die Frage – kann alt mit neu kombiniert werden?
Wir geben einen Überblick, ob die Wärmepumpe im Fachwerkhaus eingebaut werden kann und welche Einschränkungen dies eventuell verhindern.
Funktionsweise der Wärmepumpe
Die Wärmepumpe nutzt bestehende Wärme in der Umwelt, bringt diese durch einen Kältemittelkreislauf auf ein höheres Temperaturniveau und kann so ein Haus beheizen. In Deutschland wurden laut Umfragen 2023 rund 365.000 Wärmepumpen verkauft. Dabei nutzt die Wärmepumpe je nach Art eine der folgenden Wärmequellen:
- Grundwasser
- Erdboden
- Umgebungsluft
Die Funktion kompakt zusammengefasst: Zunächst entzieht ein Verdampfer der Umgebung Wärme. Diese Wärme sorgt dafür, dass das Kältemittel im geschlossenen Kreislauf in den gasförmigen Zustand übergeht. Ein Kompressor komprimiert dieses Gas anschließend, wodurch sich Druck und Temperatur erhöhen. Ein Kondensator kann die Wärme danach an das Heizsystem abgeben, das Kältemittel verflüssigt sich und fließt zurück in die Außeneinheit.
Vorteile der Wärmepumpe
Die Wärmepumpe ist mit einem Wirkungsgrad von 300 bis 400 Prozent so effizient wie kein anderes Heizungssystem auf dem Markt. Der Betrieb erfordert lediglich Strom, dieser kann auch aus einer Photovoltaikanlage gewonnen werden. Eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus verbraucht pro Jahr zwischen 4.000 und 7.000 Kilowattstunden (kWh) Strom.
Weiterer Pluspunkt: Wer eine Wärmepumpe anschafft, wird aktuell durch hohe staatliche Förderungen und Zuschüsse belohnt. Neben einer Basisförderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) können durch Zusatzförderungen bis zu 70 Prozent der Investitionskosten gefördert werden. Genaue Informationen und alle Formulare zur Beantragung finden Sie auf der Website der KfW.
Die Herausforderungen für die Wärmepumpe im Altbau / Fachwerkgebäude
Fachwerkhäuser stehen in der Regel unter Denkmalschutz, was spezielle Vorgaben bei der Sanierung mitbringt. Die traditionelle Bauweise und der zwingende Erhalt der Bausubstanz machen energetische Maßnahmen schwieriger, nur wenige Unternehmen nehmen sich der Sanierung dieser Gebäude an.
Moderne Heizungen wie die Wärmepumpe setzen oft einen hohen energetischen Standard bei Gebäuden voraus. Ob dieser im Fachwerkhaus zu erreichen ist, haben wir uns angesehen.
Niedrige Vorlauftemperatur – ein Problem im Fachwerkhaus?
Die Vorlauftemperatur bezeichnet die Temperatur des Heizwassers, das vom Wärmeerzeuger, also beispielsweise dem Kessel oder einer Wärmepumpe erzeugt wird. In das Leitungssystem eingeleitet wird und zu den Heizkörpern fließt. Sie ist maßgebend für die Effizienz und Leistungsfähigkeit einer Heizung. Ist die Vorlauftemperatur optimal eingestellt, erreicht das System eine optimale Wärmeübertragung bei minimalem Energieaufwand.
Demnach: Eine zu hoch eingestellte Vorlauftemperatur sorgt für einen hohen Energieverbrauch, ist sie jedoch zu niedrig eingestellt, kann das Haus nicht ausreichend beheizt werden.
Die Wärmepumpe arbeitet mit einer niedrigen Vorlauftemperatur. So kann sie Wärme aus der Umgebung effizient einsetzen, ohne zu viel Strom zu verbrauchen. Besonders effizient eingesetzt werden können Wärmepumpen daher in gut gedämmten Gebäuden mit einer Fußbodenheizung, in welchen eine Vorlauftemperatur von 50 Grad ausreicht.
Das stellt sich berechtigterweise die Frage: Ist das in Fachwerkhäusern möglich? Denn hier kann häufig aufgrund schmaler Außenwände und dünner Zwischendecken keine weitere Dämmung installiert werden. Dazu kommen Vorschriften des Denkmalschutzes. An Fenstern und Türen gibt es große Wärmelücken, die dem Alter der Bauteile geschuldet sind.
Dämmung im Fachwerkhaus erneuern – unsere Tipps
Viele Fachwerkhäuser dürfen durch Außendämmung nicht in ihrem Aussehen verändert werden, sodass nur die Innendämmung bleibt. Fachwerkhäuser, die aus einem Traggerüst aus Holz bestehen (außen sichtbare Balken), sind in den Zwischenräumen mit einem Holz-Lehm-Verbundstoff gefüllt – natürlicher geht es nicht.
Wärmepumpen arbeiten dann ideal, wenn das Haus sehr gut gedämmt ist. Damit sie im Altbau oder einem Fachwerkhaus genutzt werden kann, ist immer eine nachträgliche Dämmung erforderlich, welche die folgenden Kriterien erfüllt:
- Der Dämmstoff muss Wasser aufnehmen und diesen von den Holzbalken wegleiten. Feuchtigkeit kann von außen oder innen in die Fachwerksubstanz eindringen.
- Für eine zügige Trocknung muss der Dämmstoff in der Lage sein, die Feuchtigkeit wieder zeitnah an die Luft abzugeben.
- Jegliches Dämmmaterial im Fachwerkhaus muss in der Lage sein, Wasserdampf entweichen zu lassen, damit keine Nässe entsteht.
Welches Dämmmaterial im Fachwerkhaus einsetzen?
Als Dämmmaterial im Fachwerkhaus empfehlen wir Holzfaserplatten, sie sind ein natürliches Material und erfüllen die Anforderungen in einem Fachwerkhaus. Sie können auch zur Innendämmung genutzt werden, unter ihnen befindet sich dann in der Regel eine Schicht aus Lehmputz, die Platten selbst werden auch mit Lehm verputzt. Lehm nimmt Feuchtigkeit auf und ist dadurch zusammen mit Holzfasern eine ideale Kombination, um einen hohen Dämmstandard zu erreichen.
Wichtig: Lassen Sie die Dämmung im Innenraum durch einen Fachbetrieb durchführen, so werden Wärmebrücken verhindert. Des Weiteren verändert sich die Kondensation im Raum, was zu Feuchtigkeit und Schimmel führen kann. Bedenken Sie außerdem, dass die zusätzliche Dämmung im Innenraum den Wohnraum verkleinern könnte.
Fenster und Türen energetisch sanieren
Alte Fenster in Fachwerkhäusern sind oft nur einfach verglast, Türen weisen an den Zwischenräumen große Wärmelücken auf. Diese gilt es zu schließen, wenn Sie mit einer Wärmepumpe effizient heizen möchten. Der Austausch von alten Fenstern und Türen gegen moderne, energieeffiziente Fensterscheiben ist ein wichtiger Schritt, um den Wärmeverlust zu minimieren.
Dabei gibt es jedoch ein Problem: Durch die Einführung der Energieeinsparverordnung (EnEV) stehen viele Hausbesitzer vor Herausforderungen bei der Sanierung. Die Dämmwerte (Uw-Werte) der Fenster sind oft besser als die der umgebenden Wände im Fachwerkhaus. Dadurch findet kein Luftaustausch am Fenster mehr statt, wie es eigentlich sein sollte.
Wichtig: Unter bestimmten Voraussetzungen sind denkmalgeschützte Fachwerkhäuser von der Energieeinsparverordnung befreit (§ 24 EnEV). Einspareffekte beim Energieverbrauch, ein besserer Schallschutz und eine höhere Sicherheit können jedoch durch neue Fenster und Türe erreicht werden.
Fazit: Wann kann eine Wärmepumpe im Fachwerkhaus genutzt werden?
Wärmepumpen sind die Zukunft des klimafreundlichen Heizens. Sie brauchen lediglich Strom, der aus umweltfreundlichen Quellen gewonnen werden kann, um für eine ausreichende Raumtemperatur zu sorgen. Je nach Bauart kann die Wärmepumpe ganzjährig als Heizung eingesetzt werden.
Das Fachwerkhaus bringt zwei Herausforderungen mit, die dem Einbau einer Wärmepumpe im Weg stehen könnten: Eine schlechte Dämmung und nur wenige Möglichkeiten, energetische Sanierungsmaßnahmen umzusetzen. Schmale Zwischendecken und Vorgaben des Denkmalschutzes sind hierfür der Hauptgrund. Ist es jedoch möglich, zusätzliche Dämmung in Form von Holzfaserplatten und Lehmputz zu installieren, und Fenster und Türen abzudichten beziehungsweise zu tauschen, kann die niedrige Vorlauftemperatur dennoch ausreichen.
Wenn Sie überlegen, eine Wärmepumpe als Hauptheizung in Ihrem Fachwerkhaus zu nutzen, empfehlen wir Ihnen, sich mit einem Energieexperten zusammenzusetzen und die Möglichkeiten in Ihrer Immobilie zu besprechen. Diese Beratung wird häufig sogar staatlich gefördert. Durch die Anschaffung einer Wärmepumpe profitieren Sie von Förderungen bis hin zu 70 Prozent der Anschaffungskosten.
Lesetipp: Eine Wärmepumpe kommt in Ihrem Fachwerkhaus nicht infrage? Dann sollten Sie sich die Biomasseheizung einmal genauer ansehen.